Prof. Dr. med. Ron Ferszt Neurologe und Psychiater
Prof. Dr. med. Ron FersztNeurologe  und  Psychiater 
Wenn man sich einem Arzt anvertrauen soll, ist es gut, etwas mehr über ihn zu wissen. Daher diese

biographischen Notizen.

Während des Medizinstudiums (1967-1973) begegneten mir 1969 meine wichtigsten Lehrer, Dr. Hartmut Schneider und Prof. Dr. Jorge Cervos-Navarro am Institut für Neuropathologie der Freien Universität Berlin. In Dr. Schneider fand ich einen ungemein geduldigen Ausbilder, der dem Studenten die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens beibrachte.

Bei Prof. Cervos-Navarro schrieb ich 1969 - 1976 (summa cum laude) meine Dissertation. Er war ein Pionier der neuropathologischen Elektronenmikroskopie; vor vierzig Jahren schon war ihm die Bedeutung der neurologischen Altersforschung bewußt; lange bevor die Demenzproblematik allgemein bekannt wurde.

Ein führendes Zentrum der Demenzforschung befand sich am Albert Einstein College of Medicine in New York. Dort verbrachte ich 1974/75 dank der Studienstiftung des Deutschen Volkes einen Forschungsaufenthalt und bin den dortigen Wissenschaftlern, insbesondere Inge und Khalid Iqbal sowie Henryk Wisniewski dankbar, daß sie sich mit dem ungeschickten Anfänger dermaßen freundlich abgaben.

1975 - 1980 war ich Assistent, später Oberarzt am Institut für Neuropathologie Berlin und wurde unterstützt von Prof. Cervos-Navarro 1979 Privatdozent. Das war eine interessante Zeit zusammen mit begabten jungen Menschen wie Gisela Stoltenburg, Frank Matakas und Jose Iglesias, die später ihren Weg in und außerhalb des Faches gehen würden.

Bis 1984 lernte ich klinische Neurologie bei Prof. Hans Schliack und seinen Oberärzten Prof. Bernd Holdorff und Prof. Roland Schiffter, später bei Prof. Peter Marx. Eine kompetenter und kollegialer gestaltete Weiterbildung konnte sich keiner wünschen. Prof. Giancarlo Bradac (Neuroradiologie) und Prof. Dr. Mario Brock (Neurochirurgie) waren zwei geniale Kollegen, ohne die mein Weg wesentlich ärmer geblieben wäre.

1984 streckte mich eine schwere Krankheit nieder und führte mich in das Labor zurück. Wieder bin ich Prof. Cervos-Navarro dankbar, der mich, ohne zu zögern, aufnahm. Dort lernte ich Dr. Alejandra Perez-Canto kennen, die bald danach (erstaunlicherweise) meine Ehefrau wurde.

Bis 1987 entstanden viele Forschungsprojekte über Demenz, Hirnödem, Durchblutungsstörungen und Hirntumoren, auch das Lehrbuch "Klinische Neuropathologie", das 1989 erschien . In ein neues Gebiet, die Kultivierung von Nervenzellgewebe, führten mich Prof. M. Wolman und sein Kollege Prof. Abraham Shahar ein und halfen beim Aufbau eines Berliner Labors. In diesem Zusammenhang erhielt ich eine apl. Professur der Freien Universität.Trotz der hoffnungsvollen Entwicklungen kehrte ich 1987 in die Klinik zurück, weil mich diese Forschung gerade in Zusammenhang mit der klinischen Arbeit interessierte. .

Einen erfahreneren Kliniker und Lehrer als Prof. Horst Berzewski gab es in Berlin nicht. Es waren glückliche Jahre in seiner Abteilung (Psychiatrische Krisenintervention) und hätte ich die Zeit anhalten können, ich wäre bis heute Mitarbeiter von Berzewski geblieben. Er war es auch, der mein Interesse auf die Therapie depressiver Erkrankungen lenkte.

Mit der Zeit kamen neue Aufgaben; nach einem Jahr bei dem unvergessenen Dr. H. Klemm im Waldhaus Nikolassee, der mir die diakonische Seite der Psychiatrie vermittelte, wurde ich Oberarzt im Klinikum Benjamin Franklin und wenig später an der Universitätsnervenklinik Eschenallee.

Die Zeit der Wiedervereinigung war auch für mich eine Zeit des Wechsels; den Kollegen Prof. H. Helmchen und Prof. S. Kanowski, Begründer der Alterspsychiatrie in Deutschland, gelang es mit Einfühlungsvermögen, mir diesen Weg zu erleichtern. Vom Letzteren erhielt ich eine gerontopsychiatrische Ausbildung. Gern denke ich zurück an die Diskussionen in der Forschungsgruppe Depression von Prof. Müller-Oerlinghausen.

Zu dieser Zeit lernte ich die Virologen Dr. Liv Bode vom Robert Koch Institut Prof. Hanns Ludwig (F.U. Berlin) kennen und schätzen. Beide beschäftigen sich mit dem möglichen Einfluß von Virusinfektionen auf psychiatrische Erkrankungen, insbesondere mit der aus der Tiermedizin bekannten Borna Krankheit. Beider Engagement war für einen eher skeptisch veranlagten Kliniker anregend. Wenn auch der letzte Beweis ihrer Theorie bisher nicht gelang, bleibt ihr Konzept plausibel und -ich meine- bahnbrechend.

Der Umbruch an den Berliner Universitätskliniken führte dazu, daß die Generation der Lehrer abgelöst wurde. Ein Ergebnis war, daß ich mich als kommissarischer Leiter verschiedener Kliniken (meiner alten " Heimat", der Klinik am Benjamin Franklin und der Gerontopsychiatrischen Universitätsklinik) wiederfand. Es zeichnete sich eine Tätigkeit ab, die in erster Linie Gremienarbeit und universitätspolitische Auseinandersetzungen beinhalten würde.

2001 verließ ich die Universität und ließ mich als Nervenarzt nieder. Die Konfrontation mit der täglichen Praxis der Patientenversorgung in Zeiten der Gesundheitsreform würde ich jedem Universitätsmediziner empfehlen; eine prägende Erfahrung.

Seit 2007 bin ich am Gesundheitszentrum "Haus Nazareth" in Berlin Steglitz, ein Haus, mit dessen Tradition mich Einiges verbindet.